Clock Opera – Carousel
Drei Jahre nach “Venn” und nach zahlreichen Remixes für Künstler wie Christine & The Queens, Metronomy oder Marina & The Diamonds und viele andere, legen die Briten von Clock Opera, durch Andy Wests Ausstieg mittlerweile zum Trio reduziert, mit “Carousel” ihr drittes Studioalbum nach.
Stand das Songwriting für “Venn” (hier übrigens unser damaliges Review) noch unter dem Eindruck einer Fehlgeburt, fühlte sich Guy Conelly (Gesang, Gitarre, Samples) diesmal in einem Auf-und-Ab des Vaterseins. Unglaubliches Staunen und Glück auf der einen Seite, “eine Reihe neuer Gründe, die Zukunft zu fürchten”, wie es in der Promo heißt, auf der anderen. Man darf wohl annehmen, dass daher auch der Titel der Platte rührt.
Inhaltlich gibt es also wieder genügend “Opera”, die mal positiv gestimmt, hauptsächlich aber, wie zuletzt, nachdenklich bis melancholisch und ergreifend und dazu natürlich mit Conellys Gesang in der Alt-Stimmlage passend vertont wurde. Den dagegen irgendwie kopflastigen, aber gar nicht widersprüchlichen, sondern eher komplettierenden “Clock”-Counterpart, stellt erneut das komplexe musikalische Arrangement-Mosaik dar — die frickeligen Synths, die etlichen Details, vor allem die mal durchdacht, mal improvisiert wirkenden, jedenfalls stets bestens getimten Drums und sonstigen Rhythmus-Elemente und die etwas ungewöhnlicheren Sounds wie zum Beispiel verzerrten Bläser und Glockenspiele.
Ein Song, der inhaltlich wie musikalisch ähnlich arg aus der Reihe tanzt wie “Dervish” ist diesmal nicht dabei, auch wenn “Snake Oil” mit seinem etwas 80er-angehauchten Synthpop schon etwas anders wirkt als der Rest. Stark ist besonders der “Opener “Be Somebody Else”, mit verspieltem Rhythmus, einem tief brummenden Bass und Synths, die immer wieder von der Seite herein huschen. Oder der Titelsong, der zwar im Chorus etwas seicht wird, dafür in den Strophen aber mit einem tollen Zusammenspiel aus Piano-Line, schnellen Drums und einem immer wieder ein- und aussetzenden Bass als Bindeglied umso mehr überzeugt.
Auch wenn diesmal noch mehr ruhige Abschnitte zu hören sind, in Sound und Stil ähnelt “Carousel” seinem Vorgänger schon sehr. Was die Produktion angeht, hat es durchaus auch leicht die Nase vorn. “Venn” würde ich aber dennoch einen etwas größeren Ideenreichtum und mehr Raffinesse beim Songwriting attestieren. Wer Clock Opera mit dem 2017er-Album für sich entdeckt hat, der wird jedenfalls bestimmt auch vom aktuellen Werk sehr angetan sein.