Slash feat. Myles Kennedy and The Conspirators – 4
Zehn Jahre ist es nun her, dass die Combo aus Gitarren-Magier Slash zusammen mit Alter Bridge-Frontmann Myles Kennedy und schließlich den “Conspirators” (Brent Fitz, Todd Kerns und Frank Sidoris) gewissermaßen ihr Debütalbum “Apocalyptic Love” veröffentlicht hat – nachdem sie (bis auf Sidoris) schon mit Slashs selbstbetiteltem Solo-Album gemeinsam auf Tour waren. Später folgten mit “World On Fire” (2014) und “Living The Dream” (2018) noch zwei weitere solide Rock-Alben. Mittlerweile sind die Fünf über ihren wohl großen gemeinsamen musikalischen Nenner längst zu einer festen Band geworden.
Solo-Karriere ist also etwas anderes, und genau das – so meine Theorie – soll wohl der Titel des nun erscheinenden Albums “4” (oder im Sprachgebrauch der Band wohl auch “SMKC4”) unterstreichen. Es ist das vierte Werk der Band, der Zeitrechnung. Das davor was Slash solo. Das hier ist “SMKC”.
Ziel war es jedenfalls, die Songs möglichst direkt und gemeinsam einzuspielen, um einen gewissen Live-Charakter zu erhalten. So fuhren die fünf pandemiebedingt mit dem Tourbus von Las Vegas nach Nashville, um sich dort im ehrwürdigen RCA Studio A für die Aufnahmen zu verbarrikadieren. Das lief zunächst auch gut, und Produzent Dave Cobb bekam in einer Woche fast alles auf die Datenträger gebannt. Dann allerdings wurde Myles Kennedy positiv auf Covid-19 getestet, und so musste die Band (die dann im weiteren Verlauf nahezu komplett infiziert wurde) sich anstatt im Studio in ihrem Airbnb und eher im DYI-Verfahren um die restlichen zehn Prozent der Aufnahmen kümmern.
Entstanden sind so zehn Songs, die über die Laufzeit von rund einer Dreiviertelstunde gute Abwechslung bieten:
Da wäre zunächst die Single, mit der das Album im Herbst letzten Jahres angekündigt wurde: “The River Is Rising” (siehe eingebettetes Video) ist sicher das härteste Track der Platte. Genial hier vor allem der Moment zum Beginn des letzten Drittels, als das groovende Stück zunächst nahezu verstummt, bevor es dann mit einem doppelt so schnellen, straighten Tempo-Ritt zum Solo des Saiten-Maestros weiter schmettert. Die zweite Single “Fill My World” ist die sanfte Ballade, das “Sweet Child O’Mine” des Albums. Der Vergleich ist vielleicht nicht ganz gerechtfertigt, aber auch nicht soooo weit hergeholt. Allerdings besingt Kennedy hier nicht die Liebe zu einem hübschen Mädel, sondern – seinen eigenen Aussagen nach – zu seinem Hund. Als drittes wurde erst vor kurzem schließlich die bissig rockende Single “Call Off The Dogs” vorausgeschickt.
Aber auch der Rest kann sich hören lassen! Das bewährte Rezept mit bluesigem, groovendem Hardrock, dem unverkennbaren, warmen Gitarrensound, den stets groß aufmachenden Refrains und virtuosen Soli des Meisters zieht sich natürlich wieder durch nahezu die gesamte Laufzeit. Spaß machen vor allem “C’est la vie”, mit einer markanten, mit Talkbox gespielten Hook, “Call Off The Dogs”, das funkige “April Fool” oder natürlich auch das fast sechseinhalbminütige Abschluss-Epos in Moll, “Fall Back To Earth”. Etwas mutiger, was Experimente oder musikalische Ausflüge angeht, wird die Band nur in “Spirit Love”, dessen orientalisch angehauchter Hook auf einer verzerrten Sitar eingespielt wurde.
Deswegen ist klar, dass das Album keinen Innovationspreis verdienen kann. So löblich ist es finde, wenn sich Bands weiterentwickeln und unbetretene Pfade beschreiten, so in Ordnung geht das für mich aber auch, wenn Bands einfach das tun, was sie nun einmal verdammt gut können. Die Kompositionen auf “4” finde ich insgesamt gut gelungen, auch wenn zugegebenermaßen Weniges an ein Level von beispielsweise “Anastasia” heranreicht. Aber auch die vorigen Alben waren nicht vollgepackt mit derlei Songs. Das Vorhaben, ein vom Sound her ungehobeltes Album zu erstellen, oder zumindest eines, auf dem nicht alles bis zur Perfektion wiederholt wurde, geht jedenfalls auf. Und ja, die Unwägbarkeiten bei den Aufnahmen haben da bestimmt auch mitgeholfen. Daumen hoch!Viele weitere CD-Reviews findest Du übrigens in unserem alphabetischen Index…